Katzen in der Wohnung halten:Tierquälerei oder artgerecht?
Katzen begleiten mich seit meiner Kindheit – ihre Haltung sorgt jedoch oft für Diskussionen. Besonders umstritten: Ist Wohnungshaltung Tierquälerei? In diesem Artikel beleuchte ich verschiedene Perspektiven und Fakten, damit du dir selbst ein Bild machen kannst.

22.05.2025

Die Debatte um die Wohnungshaltung von Katzen
Die Diskussion darüber, ob Katzen in der Wohnung gehalten werden sollten, ist nicht neu. Katzen gelten als freiheitsliebende Tiere, die instinktiv jagen, erkunden und klettern möchten. Kritiker der Wohnungshaltung argumentieren, dass diese natürlichen Bedürfnisse innerhalb der vier Wände nicht ausreichend erfüllt werden können. Gleichzeitig gibt es aber auch Tierliebhaber und Experten, die betonen, dass Katzen durchaus Wohnungstiere sein können, wenn man ihre Anforderungen an Beschäftigung und Lebensraum versteht und berücksichtigt.
Der Ursprung der Debatte liegt vor allem in den verschiedenen Haltungsformen und Lebensumständen. In ländlichen Gegenden ist es häufig üblich, Katzen Freigang zu ermöglichen, während in Städten die Wohnungshaltung deutlich verbreiteter ist. Dies liegt oft an Faktoren wie Verkehrssicherheit, Platzmangel und potenziellen Gefahren durch andere Tiere. Um die Frage, ob es Tierquälerei ist, Katzen in der Wohnung zu halten, korrekt zu beantworten, müssen wir jedoch einen genaueren Blick auf die Bedürfnisse der Tiere und die möglichen Lösungen werfen.

- Ist es Tierquälerei, eine Katze nur in der Wohnung zu halten?
Nein, es ist keine Tierquälerei, wenn du die Wohnung katzengerecht gestaltest und für ausreichend Beschäftigung, Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten sorgst.
Katzen als Wohnungstiere: Geht das?
Katzen gelten als extrem anpassungsfähige Tiere. Doch diese Anpassungsfähigkeit bedeutet nicht, dass sie ohne eine artgerechte Umgebung glücklich und gesund sein können. Um die Frage „Katzen in der Wohnung halten – Tierquälerei?” fundiert zu beantworten, müssen wir verstehen, welche Bedürfnisse Katzen haben.
Das Grundbedürfnis einer Katze ist – abgesehen von Futter und Wasser – mentale und körperliche Stimulation. Dazu gehören die Möglichkeit zu kratzen, zu klettern, zu jagen (wenn auch nur spielerisch) und sich zurückziehen zu können. Besonders wichtig ist auch eine klare Revierstruktur, denn Katzen sind territorial und brauchen Orte, die ihnen ein Gefühl von Sicherheit geben.
In der Natur legen Katzen häufig mehrere Kilometer am Tag zurück, sei es auf der Jagd oder bei der Erkundung ihres Territoriums. Diese Bewegungsfreiheit lässt sich in einer Wohnung natürlich nur schwer nachbilden. Dennoch heißt das nicht, dass Wohnungshaltung per se ungeeignet ist. Viele Katzen sind weitgehend zufrieden, solange du ihnen genügend Abwechslung und Beschäftigung bietest, etwa durch Kletterstrukturen, Spielzeuge oder regelmäßigen Kontakt mit dem Besitzer.
Sensibilität und Beobachtung sind hier ebenfalls gefragt. Jede Katze ist ein Individuum, und während einige Stubentiger zufriedene Wohnungskatzen sind, gibt es andere, die darunter leiden, nicht draußen herumstreifen zu dürfen. Ob eine Katze als Wohnungstier geeignet ist, hängt also nicht nur von deiner Fürsorge ab, sondern auch von den Charaktereigenschaften und Bedürfnissen deines Vierbeiners.

Argumentation beider Seiten: Gegner und Befürworter der Wohnungshaltung
Wenn dich die Frage beschäftigt, ob es Katzen schadet, ausschließlich in der Wohnung zu leben, solltest du dir beide Seiten der Argumentation anhören. Gegner und Befürworter haben jeweils nachvollziehbare Standpunkte, die ethische Überlegungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und tierpsychologische Aspekte einschließen.
Die Sicht der Gegner: Katzen brauchen Freiraum
Gegner der Wohnungshaltung argumentieren, dass Katzen von Natur aus unabhängige und territoriale Tiere sind, die genügend Freiraum und Abwechslung benötigen. Als ursprünglich wilde Jäger verlangen sie nach einer Umgebung, in der sie ihren Instinkten nachgehen können – sei es durch das Erkunden eines Territoriums, das Klettern auf Bäume oder die Jagd auf kleine Beutetiere.
Sollte eine Katze diese Möglichkeit nicht haben, drohen psychische und physische Probleme. Dazu gehören Verhaltensauffälligkeiten wie übermäßiges Kratzen, Aggressivität oder Depressionen, ebenso wie Gesundheitsprobleme durch Bewegungsmangel, z. B. Übergewicht oder Gelenkbeschwerden. Kritiker werfen Hauskatzenbesitzern oft vor, dass die Wohnungshaltung einer Deprivation – also dem Entzug von natürlichen Bedürfnissen – gleichkommt. Einige gehen sogar so weit, es als Tierquälerei zu bezeichnen.
Die Sicht der Befürworter: Wohnungshaltung kann artgerecht sein
Auf der anderen Seite argumentieren Befürworter der Wohnungshaltung, dass es durchaus möglich ist, Katzen in einer Wohnung artgerecht zu halten. Vorausgesetzt, die Umgebung ist auf ihre Bedürfnisse abgestimmt, können Wohnungskatzen ein ebenso glückliches und langes Leben führen wie ihre Artgenossen mit Freigang. Außerdem gibt es Situationen, in denen Freigang schlichtweg nicht möglich oder zu gefährlich ist – etwa in Großstädten mit starkem Verkehr, in Gegenden mit vielen Wildtieren oder bei besonders gefährdeten Katzenrassen.
Die Wohnung kann mit ausreichend Klettermöglichkeiten, gemütlichen Rückzugsorten und abwechslungsreicher Spielzeit zu einem sicheren Lebensraum werden. Laut zahlreicher Studien fühlen sich Katzen, die in einer gut gestalteten Wohnung leben, nicht weniger wohl als Freigänger, solange ihre Bedürfnisse erfüllt werden. Viele Katzen entwickeln sogar tiefere Bindungen zu ihren Besitzern, da sie enger mit ihnen zusammenleben.
- Ist es artgerecht, eine Katze in der Wohnung zu halten?
Ja, es kann artgerecht sein, wenn du die speziellen Bedürfnisse deiner Katze beachtest und die Wohnung entsprechend katzenfreundlich gestaltest.
Wie man Katzen artgerecht in der Wohnung hält
Wenn du dich für eine Wohnungshaltung entschieden hast, gibt es viele Möglichkeiten, den Lebensraum deiner Katze so zu gestalten, dass sie glücklich und gesund bleibt. Hier sind einige Tipps, um dein Zuhause katzengerecht einzurichten:
Klettermöglichkeiten und erhöhte Rückzugsorte
Katzen lieben es, ihre Umgebung von oben zu beobachten. Mit Katzentürmen, Regalen oder Hängebrücken gibst du ihr die Möglichkeit dazu. Besonders wichtig ist es, deiner Katze mehrere Rückzugsorte anzubieten. Das können beispielsweise Höhlen, Deckenhöhlen oder Fensterplätze mit weichen Kissen sein.
Geistige Beschäftigung und Spielzeit
Katzen sind neugierige Wesen und brauchen geistige Herausforderungen, um sich nicht zu langweilen. Beschäftige sie mit Intelligenzspielzeug oder Futterbällen, aus denen sie Leckerlis herauslösen müssen. Auch eine tägliche Spielzeit mit Spielangeln, Federwedeln oder schnell beweglichen Spielzeugen ist unerlässlich, um den Jagdtrieb zu fördern.
Ein sicherer Zugang zur Natur
Wenn es möglich ist, kannst du deiner Katze Zugang zu einem gesicherten Balkon oder einem Katzengehege im Garten bieten. Sogenannter „Catproof”-Draht kann dafür sorgen, dass auch eine reine Wohnungskatze die frische Luft genießen und Vögel oder Insekten beobachten kann, ohne in Gefahr zu geraten.
Richter Umgang mit sozialen Bedürfnissen
Sind Katzen alleine den ganzen Tag sich selbst überlassen, kann das zu Einsamkeit führen, besonders bei sehr sozialen Rassen wie Siamkatzen oder Maine-Coon. Überlege, ob sich deine Katze über einen tierischen Mitbewohner freuen würde. In einigen Fällen kann eine zweite Katze für mehr Abwechslung und soziale Interaktion sorgen.
Vergleich: Wohnungshaltung vs. Freigang
Die Diskussion über Wohnungshaltung und Freigang ist nicht nur eine Frage der Vorlieben, sondern auch der Praktikabilität und Sicherheit. Beide Haltungsformen haben ihre Vor- und Nachteile, die es abzuwägen gilt.
Vorteile der Wohnungshaltung
- Sicherheit: Wohnungskatzen haben weniger Risiken, sich im Straßenverkehr zu verletzen oder von anderen Tieren angegriffen zu werden.
- Krankheitsprävention: Der Kontakt zu anderen streunenden Katzen wird minimiert, wodurch das Risiko von Infektionskrankheiten wie Katzenschnupfen oder FIV sinkt.
- Längere Lebenserwartung: Studien zeigen, dass Wohnungskatzen im Durchschnitt länger leben als Freigänger.
Nachteile der Wohnungshaltung
- Weniger Bewegungsfreiheit: Ohne Freigang können manche Katzen verhältnismäßig wenig Bewegung haben, was Gesundheitsrisiken wie Übergewicht begünstigt.
- Eingeschränkte Umweltreize: Wohnungskatzen sind auf die Reize ihrer Wohnung beschränkt und bekommen weniger Abwechslung in ihrer Umgebung.
Vorteile des Freigangs
- Natürlicher Lebensraum: Katzen können ihre natürlichen Instinkte ausleben, wie das Erkunden von Territorien oder die Jagd.
- Geistige Stimulation: Freigänger erleben eine größere Vielfalt an Gerüchen, Geräuschen und Erlebnissen, die ihre Psyche stimulieren.
Nachteile des Freigangs
- Gefahren: Straßenverkehr, Raubtiere oder giftige Pflanzen können eine ernste Gefahr darstellen.
- Krankheiten: Katzen mit Freigang sind einem höheren Risiko ausgesetzt, mit Parasiten oder anderen Infektionen in Kontakt zu kommen.
Kann Wohnungshaltung für Katzen artgerecht sein?
Ob Wohnungshaltung für Katzen tierquälerisch ist, hängt stark davon ab, wie du dich um die Bedürfnisse deiner Katze kümmerst. Eine gut gestaltete Wohnungshaltung kann absolut artgerecht sein, wenn der Lebensraum anregend, abwechslungsreich und sicher ist. In Gegenden mit vielen Gefahren oder wenn eine Katze aus gesundheitlichen Gründen nicht als Freigänger geeignet ist, kann eine artgerechte Wohnungshaltung sogar die bessere Wahl sein. Solange du die individuellen Bedürfnisse deiner Katze im Blick behältst, ist es durchaus möglich, ihr ein erfülltes und gesundes Leben zu ermöglichen – auch in den eigenen vier Wänden.
Häufig gestellte Fragen
Ist es Tierquälerei, eine Katze nur in der Wohnung zu halten?
Nein, es ist keine Tierquälerei, wenn du die Wohnung katzengerecht gestaltest und für ausreichend Beschäftigung, Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten sorgst.
Ist es artgerecht, eine Katze in der Wohnung zu halten?
Ja, es kann artgerecht sein, wenn du die speziellen Bedürfnisse deiner Katze beachtest und die Wohnung entsprechend katzenfreundlich gestaltest.

Julia Linke
Schon seit meiner Kindheit begleiten mich Katzen auf jedem Schritt, sowohl Zuhause, als auch im Stall bei den Pferden. Und so dauerte es nicht lange, bis ich mich während meines Studiums in zwei kleine Siamkatzen verliebte, die später die Namen Bonnie und Lilo bekommen sollten. Da ich Allergikerin bin, kamen nur wenige Rassen in Frage und da sind Siamkatzen das perfekte Match.
Als Katzenmama und -expertin bekommst du von mir regelmäßig News und Ratgeber aus der Katzenwelt. Bei Fragen und Anmerkungen kannst du mir jederzeit unter j.linke@ecats.de schreiben.
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